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Verbände (Profiboxen)

Im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten und auch dem Amateurboxen (AIBA) gibt es beim Profiboxen keine zentrale Organisation, die weltweit alle wichtigen Landesverbände umfasst und somit auch das alleinige Recht hat, den Titel „Weltmeister“ zu vergeben.

Stattdessen gibt es eine große Anzahl von Verbänden, die etwas missverständlich „Weltboxverbände“ genannt werden. Es handelt sich dabei allerdings eher um gewinnorientierte Unternehmen, so dass ein Vergleich mit anderen Sportverbänden nur schwer gezogen werden kann. Vielmehr geht es im Boxen sehr stark um das Geld, das bei der Veranstaltung eines Boxkampfes fließt. Man versucht, zwei vermarktbare Kontrahenten für einen Kampf zu engagieren, um die Einnahmen so weit wie möglich zu erhöhen, da die Gebühr der Verbände in der Regel drei Prozent der Kampfbörsen beträgt.

Vor den 1960er-Jahren

Vor den 60er-Jahren war praktisch nur der Disput zwischen der „National Boxing Association“ (Vorläuferin der „World Boxing Association“ WBA, damals noch in den USA ansässig) und der „New York State Athletic Commission“ (NYSAC) von Bedeutung, die gelegentlich, aber nicht dauerhaft Gegenweltmeister aufstellte. Das war von Bedeutung, weil viele wichtige Box-Arenen, wie der Madison Square Garden, das Yankee-Stadium und das Baseballstadion Polo Grounds in New York standen.

Die europäische Gegenorganisation „International Boxing Union“ (die nichts mit dem 1996 gegründeten, völlig unbedeutenden IBU-Verband zu tun hat) war weniger einflussreich, da zu dieser Zeit nur wenige Europäer (Ted Lewis, Jimmy Wilde, Benny Lynch, Randy Turpin, Georges Carpentier, Marcel Cerdan, Max Schmeling, Ingemar Johansson) sich mit den US-Amerikanern messen konnten. Auf der anderen Seite boxten auch nur selten Ausländer wie Panama Al Brown und Jack Johnson in Europa. Die IBU gilt als Vorläuferin der Europäischen Box Union und hat eher kontinentale Bedeutung.

Teilweise stellte auch das Britische Empire einen „British Empire World Champion“.

Ab den 1960er Jahren

Ab den 60er Jahren ließ die relative Macht der NYSAC stetig nach, Joe Frazier war der letzte bedeutende Weltmeister, der von ihr gegen die WBA anerkannt wurde und auch den WBAChamp Jimmy Ellis in einem Vereinigungskampf schlug.

In den 60ern und 70ern etablierte sich schließlich eine Konkurrenzsituation zwischen der WBA und dem teils auf der NYSAC aufbauenden „World Boxing Council“, aus dem in den den 80er Jahren durch die Gründung der „International Boxing Federation“ und der „World Boxing Organization“ ein Vierkampf wurde.

Diese vier Verbände sind heute besonders einflussreich:

  • WBA: 1920 in den USA als National Boxing Association gegründet, 1962 in den aktuellen Namen umbenannt, Sitz in Venezuela
  • WBC: 1963 als Konkurrenz zur WBA gegründet, jetzt in Mexiko
  • IBF: 1983 wegen Meinungsverschiedenheiten mit der WBA gegründet mit Sitz in den USA
  • WBO: 1988 gegründeter Verband mit Sitz in Puerto Rico

Ihr Einfluss liegt darin, dass sie bekannte Boxer und Promoter davon überzeugen können, um ihre Titel zu boxen und ihnen einen Anteil ihrer Kampfbörse für ihren „Titel“ zu überlassen. Um große Gelder geht es nur bei diesen vier Verbänden, weil Titelhalter bei den auflagenstarken Fachzeitschriften wie dem „Ring Magazine“ (oder in Deutschland z. B. dem „Boxsport“) hoch eingestuft werden. Es lohnt sich für einen guten Boxer nicht, um Titel abseits dieser Verbände zu boxen. In der Regel wird er, wenn er den Titel einer Konkurrenzorganisation hält, auch aus den Ranglisten der alten Verbände entfernt. In Japan und Südkorea waren (und sind wahrscheinlich auch heute noch) nur WBA und WBC als die ältesten Verbände erlaubt.

Die dabei vergebenen „Weltmeister“-Titel sind allerdings immer mit einem Hinweis versehen, bei welchem Verband dieser erworben wurde. In der öffentlichen Wahrnehmung gibt es also immer vier Weltmeister-Titel. Allerdings gibt es für die Boxer die Möglichkeit, mehrere der Titel zu vereinigen. Im Schwergewicht kommt dies recht häufig vor, weil die Fans hier intoleranter gegenüber aufgeteilten Titeln sind. Allerdings hängt es von der Zustimmung des Verbandes ab - dass diese verweigert wird, ist in der Vergangenheit schon häufig passiert.

So war es in der Regel früher nicht möglich, die Titel von WBC und WBO dauerhaft miteinander zu vereinigen. Es kam zwar zu Kämpfen, aber hinterher musste der Sieger sich für den Verband seiner Wahl entscheiden.

Bis 2002 waren auch WBO und WBA so verfeindet, dass es nicht mal zu Vereinigungen kam. So musste beispielsweise Dariusz Michalczewski seinen WBO-Titel im Kampf gegen Virgil Hill ruhen lassen und war auf dem Papier titelloser Herausforderer. Nach dem Sieg wurde ihm der gewonnene WBA-Titel jedoch aberkannt, da er sich entschied, seinen WBO-Titel zu behalten. Die erste akzeptierte Vereinigung der WBO- und WBA-Titel fand 2002 zwischen Acelino Freitas und Joel Casamayor statt.

Das Prestige der einzelnen Verbände unterscheidet sich leicht. Allerdings ist es schwer, einen zu benennen, der unumstritten ist. Jeder der Verbände hatte in seiner Geschichte zweifelhafte Ereignisse. So gab es häufig Diskussionen über fragwürdige Kampfentscheidungen. Aber auch finanziell gab es schon Turbulenzen. So stand der WBC schon nach Querelen um Graciano Rocchigiani, siehe dort, kurz vor der Pleite.

Zwei weitere Verbände sind noch am Rande erwähnenswert:

  • IBO (International Boxing Organization): ist deswegen relativ bekannt, weil sie die unabhängige Computerrangliste IWBR gekauft hat, es allerdings nie geschafft hat, daraus Kapital zu schlagen. Sie hatte jedoch schon mehrere Boxer als Titelträger, die in den unabhängigen Ranglisten als Nummer Eins gewertet wurden, obwohl sie zu dem Zeitpunkt keinen Titel der anderen Weltverbände hielten. Ein prominentes Beispiel war Antonio Tarver, der nach seinem Sieg über Roy Jones jr. linearer Weltmeister wurde und als „richtiger Halbschwergewichtsweltmeister“ galt, bis er gegen Hopkins verlor.
  • WBU (World Boxing Union): ist ein Verband, der praktisch nur in Südafrika und vor allem in Großbritannien von Frank Warren unterstützt wird. Dessen früherer WBU-Halbweltertitelträger Ricky Hatton schlug den linearen Weltmeister Kostya Tszyu und wurde damit anerkannter, unumstrittener Weltmeister der Klasse, gab aber den WBU Titel ab.

Weitere, praktisch einflusslose Verbände sind unter anderem: GBA, GBC, GBF, GBO, IBA, IBC, IBU (nicht zu verwechseln mit dem historischen Verband IBU), NBA (nicht zu verwechseln mit dem Vorgängerverband der WBA), PBO, UBC, UBF, WAA, WBB, WBE, WBF, WBN, WBL und der WCOB.


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Boxen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia (Stand: 04.12.2008) und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.