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Kampfstile

Angriff, Verteidigung oder beides?

Defensiv

Lässt der Boxer den Gegner kommen, nennt man diese Vorgehensweise kontern. Ein Boxer, der in der Regel so kämpft, ist ein so genannter Konterboxer.
Man unterscheidet dabei:

„Stick-and-Move“
Der Konterboxer weicht vor dem angreifenden Boxer eher tänzelnd zurück (wie Gene Tunney, Billy Conn, Muhammad Ali, Larry Holmes, Virgil Hill), oder eher flach auf dem Boden stehend (wie Henry Maske), was den Schlägen etwas mehr Kraft verleiht. Dabei ist die steif geschlagene Führhand der entscheidende Schlag, mit ihr wird der Gegner hauptsächlich auf Distanz gehalten. Wird die Schlaghand als Gerade nachgezogen, nennt man das Eins-Zwei-Kombination. Im englischen Sprachraum nennt man solche Kämpfer missverständlicherweise oft einfach „Boxer“, im deutschen Sprachraum ebenfalls missverständlich „Stilist“ oder „Techniker“, ganz so als ob Angriffsboxen keine Technik erforderte. Die Entfernung zum Gegner etwa auf Führhandlänge (ausgestreckter vorderer Arm), außerhalb der Hakenreichweite, nennt man „Distanz“.

Kontern aus reiner Oberkörperbewegung
(Rollen - den Oberkörper nach hinten und zur Seite bewegen; Abducken - den Oberkörper nach vorn absenken) ohne zurückzugehen; in den USA nennt man solche Kampfweise „To give angles“ („Winkel geben“): Der Boxer bleibt vor dem Gegner stehen und bewegt nur den Oberkörper. Das ergibt ein ganz anderes Kampfbild als Stick and move und hat für den konternden Boxer den großen Vorteil, dass er aus der Halbdistanz schlagen kann.
Dies ist besonders die Kampfweise von James Toney, früher auch Ezzard Charles und Michael Spinks, in Europa hat der englische Trainer Brandon Ingle ein besonderes Faible dafür, so dass Herol Graham, Johnny Nelson und vom Versuch her zumindest auch Naseem Hamed so boxten. Hameds Versuch, die Hände an den Hüften zu lassen, ist nicht schulmäßig und macht ihn anfällig für die Schlaghand des Gegners.

„In-and-Out“
(deutsch „Rein-und-Raus“). In Deutschland vor allem von Sven Ottke bekannt, aber auch der reifere Evander Holyfield, vor allem im zweiten Kampf gegen Bowe und im ersten Duell gegen Tyson, sowie Roy Jones Jr. kämpften so. Der Boxer vertraut auf bewegliche Beine, schlägt selten mit der Führhand, sondern wartet auf eine Gelegenheit zum Gegenangriff, bei dem überfallartig in der Halbdistanz eine Kombination angesetzt wird, bevor er wieder in die Langdistanz zurückweicht. Der Stil ist in der Regel am geeignetsten, wenn der Gegner sowohl größer als auch physisch stärker ist.

Angriffsboxen

Wenn ein Boxer angreift, hat das unterschiedliche Gründe. In der Regel muss der kleinere Mann den Kampf aktiv gestalten, Ausnahmen sind die oben angesprochenen „Rein-und-Raus“-Boxer: Ein kleinerer Mann kann aber mangels Reichweite mit der Führhand nur selten einen größeren Gegner auf Distanz halten. Werden die eigenen körperlichen Möglichkeiten (Schlagkraft, Nehmerfähigkeiten, etc.) im Vergleich zum Gegner überlegen eingeschätzt, bietet sich ein offener Schlagabtausch mit Siegchancen an. Angriffsboxer sind somit oft gute Nehmer (Rocky Marciano, Joe Frazier, Mike Tyson, Roberto Durán, Marvin Hagler, Jake LaMotta, Julio César Chávez, Emile Griffith, Harry Greb oder Mickey Walker). Ist dies nicht der Fall, werden sie vielleicht gelegentlich einen großen Kampf gewinnen (z. B. Clifford Etiennes Sieg gegen Lamon Brewster), aber gegen gute Gegner meist durch KO verlieren, denn ein schwaches Kinn verlangt eine Defensivstrategie.

Wenn ein Boxer ungewöhnlich viel schlägt, nennt man das „Pressure-Fighter“ (wörtlich „Druckkämpfer“), das sind oder waren zum Beispiel Henry Armstrong, Harry Greb, Tony Canzoneri, Mickey Walker, Jake LaMotta, Marcel Cerdan, Emile Griffith, Roberto Durán, Julio César Chávez, Joe Frazier, Leon Spinks, am Anfang seiner Karriere auch Evander Holyfield und heute vor allem Ricky Hatton.
„One-Punch-Knockouter“, die offensiv boxen, werden in der Regel nicht als „Pressure-Fighter“ bezeichnet, sondern einfach nur als „Puncher“ (Jack Dempsey, Rocky Marciano, Sonny Liston, Mike Tyson, George Foreman etc.), ihr Stil ist aber fast identisch.

Im Vergleich zu reinen (offensiven) „Punchern“ haben „Pressure-Fighter“ den Vorteil, Konterboxer über die zahlreicheren Treffer auspunkten zu können, während Punchern dies in der Regel höchstens über das gesamte Kampfbild (Vorwärtsgang, Aggressivität, Schlagwirkung etc.) gelingt. So gewann Frazier gegen Ali nach Punkten, während bessere „Puncher“ wie George Foreman auf den KO angewiesen waren.
Wie Joe Louis und Dariusz Michalczewski zeigten, kann auch die Führhand eine effektive Offensivwaffe sein; mit der Führhand (und Pendelbewegung) in den Gegner zu gehen, ist aber eher unüblich, klassisches Angriffsboxen baut auf Oberkörperbewegung (Pendeln, Abducken) wie bei Frazier, Tyson und Durán auf, diese „überspringen“ die Führhand einfach und gehen gleich mit Abducken in die Halbdistanz.
Offensive Kämpfer, die in der Halbdistanz den Schlagabtausch suchen, werden im englischen Sprachraum vor allem in den unteren Gewichtsklassen oft auch einfach nur „Fighter“ genannt, im Gegensatz zum konternden „Boxer“. Der Begriff wird nahezu synonym mit „Pressure-Fighter“ verwendet, letzteres betont mehr die besonders hohe Zahl von Schlägen.


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Boxen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia (Stand: 04.12.2008) und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.